Umgangssprachlich bedeutet Stress eine subjektiv als unangenehm und psychischen Druck erzeugend wahrgenommene Situation, die eine Person negativ beeinflusst. Stress in diesem Sinne ist körperlich spürbar und kann zu somatischen Schädigungen führen. Ein solch negativ empfundener Stress wird auch als Disstress bezeichnet. Der Körper schüttet Stresshormone (u. a. Adrenalin, Cortisol) aus. Negativer Stress ist also ein psychophysischer Zustand der entstehen kann, wenn Menschen sich situationsbedingt über- oder unterfordert fühlen. Ein langanhaltendes negatives Stressempfinden kann dann zum „Burn-out“ oder auch zum Gegenpol, dem „Bore-out“, führen.

Doch ist Stress nicht nur negativ. Es gibt auch positiven Stress, Eustress genannt. Eustress (vom griech. eu = schön, gut), der als anregend und angenehm empfunden wird und bis zu Glücksempfinden, dem sogenannten Flow-Empfinden, führen kann.

Stress entsteht vor allem im Kopf, ist wahrnehmungsabhängig und wirkt sich körperlich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden einer Person aus. Es ist daher sinnvoll, darauf zu achten, das Stressempfinden in Organisationen gering zu halten. Dazu stehen ihnen drei Bereiche zur Verfügung:

  1. Mitarbeiterführung: Den Führungskräften kommt die Verantwortung zu, Mitarbeiter an der oberen durchschnittlichen Dauerleistungskurve zu halten, diese jedoch nicht dauerhaft zu überspannen (hier im ursprünglichen Wortsinn von stringere).
  2. Personalentwicklung: Durch strategische Personalentwicklung können Mitarbeiter zu einem optimalen Leistungsempfinden befähigt werden, das mit den Unternehmenszielen korrespondiert.
  3. Gesundheitsmanagement: Das Gesundheitsmanagement hat die Aufgabe, präventive Maßnahmen zur Stressvermeidung anzubieten und gegebenenfalls Maßnahmen zur Gesundung von Mitarbeitern zu ergreifen.

Aus unserer Erfahrung wirken Partizipation, ein motivierendes Arbeitsumfeld und eine zielorientierte und zugleich lösungsfokussierte Führung und Unternehmenskultur auf der einen Seite präventiv und stressabbauend, auf der anderen Seite leistungsfördernd. Das ist kein Widerspruch. Denn gelingt es, das subjektive Stressempfinden zu reduzieren, beispielsweise indem eine Person sich in dem, was sie tut, als selbstwirksam erlebt, ändert dies das Erleben der bisherigen Stresssituationen. Dies ist u. a. ein Grund dafür, warum bestimmte Menschen stressresistenter sind als andere: Sie nehmen sich meist weniger als getriebene einer Situation, sondern öfter als diese selbst mitgestaltend wahr. Dies gelingt Menschen vor allem dann besonders gut, wenn sie ihre Motivationspotenziale voll ausschöpfen können.

Wir bei SPRACHKULTUR sehen verscheiden Dimensionen von Möglichkeiten, die Führungskräfte, Personalentwicklung und letztendlich jeder einzelne nutzen kann.

Wichtige Hebel sind die, wie Team, Abteilungen und gesamte Organisationen strukturiert sind und wie in ihnen kommuniziert wird. Menschen empfinden Stress, wenn z. B. Ziele nicht klar sind, wenn sie sich Aufgaben nicht gewachsen fühlen, wenn Rollenverhalten, Werte, Hintergrunddialoge und Kompetenzen nicht zieldienlich, transparent und nachvollziehbar sind. Sie fühlen sich dann einer Situation schnell ausgeliefert. Das Selbstwirksamkeitserleben sinkt, die Motivation sinkt, die Eigenverantwortung sinkt, Menschen werden krank, usw. Wir arbeiten daher mit Menschen lösungsfokussiert

  • auf der Ebene der Rolle, Werte und Motive mit Coaching
  • auf der Ebene der Kompetenzen mit Trainings und Seminaren
  • auf der Ebene der Selbstwirksamkeit und Partizipation mit Instrumenten wie ProMes.

Wenn Wir mit einzelnen Personen arbeiten geht es meist darum:

  1. persönliche Stressoren zu demaskieren (Auslöser entdecken, Stress verstärkende Denkmuster wahrzunehmen, Bedürfnisse zu entdecken)
  2. Stesskompetenz zu entwickeln (Alternative Denk- und Handlungsmuster entwickeln, etablieren) Wir sehen darin ein umfassendes und zugleich präventives Gesundheitsmanagement. Organisationen erhöhen damit nicht nur ihre Produktivität. Sie sorgen gleichzeitig dafür, dass eine leistungsbereite Kultur entsteht, die auf Eigenverantwortung, persönliche Reife von Mitarbeitern und Führungskräften, Anerkennung, Partizipation und persönlich empfundener Selbstwirksamkeit aufbaut und zum Ziel hat…
  3. resilienter zu werden

Literatur

Humberto Maturana (2008): Vom Sein zum Tun. Die Ursprünge der Biologie des Erkennens. 2. Aufl. Heidelberg.

Niklas Luhmann (1999): Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie. 7. Aufl. Frankfurt a. M.

Mihaly Csikszentmihalyi (2014): Flow. Das Geheimnis des Glücks. 17. Aufl. Stuttgart.

Mihaly Csikszentmihalyi (2014): Flow im Beruf. Das Geheimnis des Glücks am Arbeitsplatz. Stuttgart.
Online unter: https://www.ted.com/talks/mihaly_csikszentmihalyi_on_flow?language=de