Ein Menschenbild ist eine bestimmte Vorstellung vom Menschen, das inter- und intrakulturell variieren kann. Es wird durch politische, religiöse, philosophische oder wissenschaftliche Weltanschauungen (Diskurse) geprägt und ist somit immer auch den kulturellen Veränderungen unterworfen. Ein biologisches Menschenbild beispielsweise orientiert sich weitgehend an funktionalen und kausalen technisch-naturwissenschaftlichen Theoremen. Eines der ersten neuzeitlichen Menschenbilder geht auf Thomas Hobbes zurück, der den Menschen als „Homo homini lupus“ (Der Mensch ist des Menschen Wolf) bezeichnete und damit eines der die europäische Kultur prägenden negativen Menschenbilder entwarf.

Das Menschenbild einer Organisation bestimmt ganz wesentlich die Arbeitskultur und den Umgang der Menschen miteinander. Einer stark Top-down-geleiteten Organisation liegt meist ein negatives Menschenbild zugrunde, wie Douglas McGregor herausfand. Menschen gelten hier überwiegend als faul und brauchen ständig Anreize von außen, um zu handeln. Sie sind tendenziell arbeitsunwillig und verantwortungsscheu. Eine Selffulfilling Prophecy, wie McGregor betont, denn in diesen Unternehmen handeln die Menschen tatsächlich ressourcenbezogener und versuchen stärker, mit einem Minimum an Einsatz durchzukommen als im Vergleich zu solchen Unternehmen, die ein positives Menschenbild haben.

Hier zeigen Mitarbeiter eine höhere Arbeitsmotivation, wenn die Ziele nicht top-down vorgegeben werden, sondern sie ihre Ziele selbst (mit)bestimmen können. Diese Mitarbeiter, denen ein auf Eigenverantwortung und Vertrauen basierendes Menschenbild entgegengebracht wird, sind insgesamt arbeitswilliger und entscheidungsfreudiger.

Die wichtigste Erkenntnis aus McGregors Studien: Menschen werden nicht als arbeitsunwillig oder arbeitswillig bzw. als verantwortungsscheu oder entscheidungsfreudig geboren. Sie erwerben diese Sicht- und Verhaltensweisen im Laufe ihres Lebens. Maßgeblichen Anteil daran hat in den Unternehmen die herrschende (Führungs-)Kultur und eben das dieser zugrundeliegende Menschenbild.

Bei SPRACHKULTUR arbeiten wir mit einem Menschenbild, das in der humanistischen Philosophie wurzelt:

  • Menschen und Persönlichkeiten reifen und entwickeln sich im Dialog. Menschen sind nicht fertig.
  • Jedes Verhalten hat im Kern eine positive Absicht
  • Wir gehen davon aus, dass Menschen sich weiterentwickeln wollen, wenn sie keine prägenden negativen Erlebnisse erfahren haben.
  • Ein menschenfreundlicher, zugewandter, ermutigender Kontext ist für jeden Menschen günstig und Voraussetzung von Entwicklung.
  • Menschen wollen sich auf Augenhöhe begegnen.
  • Menschen wollen Ihre Ressourcen und Stärken besser kennenlernen.

Literatur

Marshal B. Rosenberg (2006): Einführung in die gewaltfreie Kommunikation. Müllheim/Baden.

Virginia Satir (1995): Das Satir-Modell. Familientherapie und ihre Erweiterung. Paderborn.

Virginia Satir und Michele Baldwin (2004): Familientherapie in Aktion. Paderborn.

Martin Buber (2014): Das dialogische Prinzip. 13. Aufl. Gütersloh.

Viktor Frankl (1977): Der Mensch auf der Suche nach Sinn. Psychotherapie für den Laien. Wien.

Kurt Levin (1935): A dynamic theory of personality. New York.

Carl Rogers (2014): Entwicklung der Persönlichkeit. Psychotherapie aus der Sicht eines Therapeuten. Stuttgart.

Robert Hutterer (2013): Das Paradigma der Humanistischen Psychologie. Berlin.

Carl Rogers (2005): Die klientenzentrierte Gesprächspsychtherapie. Frankfurt a. M.

Car Gustav Jung (2010): Typologie. 10. Aufl. München.

Douglas Mc Gregor (1960): The Human Side of Enterprise. New York.