Die Wunderfrage ist der Kern des lösungsorientierten Coachings und wurde von Insoo Kim Berg, Steve de Shazer, Peter De Jong und vielen leistungsorientiert arbeitenden Therapeuten und Coaches immer wieder eingesetzt. Sie nehmen den Klienten/Coachee mit auf eine mentale Reise in die Zukunft, in der das aktuell noch bestehende Problem dann auf irgendeine Weise gelöst ist. Solche Perspektiv- bzw. Kontextwechsel helfen dabei, sich von der Vergangenheit zu lösen und Problemfixierungen aufzulösen. Die Wunderfrage ist die Einleitung zur weiteren Konkretisierung des eigentlichen Ziels des Klienten und lädt dazu ein, „wohlgeformte“ Ziele/Zielzustände zu formulieren.

Durch die Formulierung eines wohlgeformten Ziels entsteht ein entscheidender Schritt dahin, dass der Klient/der Coachee es auch selbst erreichen kann – somit sind Selbstorganisation und damit Selbstwirksamkeit möglich. Viele Probleme oder Krisen entstehen nämlich dadurch, dass Menschen sich Ziel setzten, die nicht in ihrem Einflussbereich liegen.

Wunderfragen sind Elemente zirkulären Fragens, indem der Coach im Anschluss weitere lösungsfokussierte Fragen stellt. Damit hilft er dem Klienten, in dem veränderten Zustand bleiben zu können und aus ihm heraus Antworten zu entwickeln.

Insa Sparrer schlägt eine mögliche Einleitung in eine Wunderfrage wie folgt vor:

„Ich stelle Ihnen jetzt eine vielleicht etwas merkwürdige und auch schwierige Frage. Es braucht etwas Phantasie, sie zu beantworten …: Wenn Sie nach dieser Sitzung nach Hause gehen … und anschließend noch mit ihrer Familie sprechen, zu Abend essen und eventuelle noch etwas unternehmen … und irgendwann schlafen Sie ein und – angenommen – in dieser Nach geschähe ein Wunder … und das Wunder bestünde darin … dass alle Probleme, die Sie heute hierher geführt haben, gelöst sind … auf einen Schlag … einfach so …

Und das wäre ja wirklich ein Wunder, nicht wahr? Und wenn Sie nun morgen früh aufwachen … und niemand sagt Ihnen, dass dieses Wunder geschehen ist … woran könnten Sie dann erkennen, dass dieses Wunder eingetreten ist?“

SPRACHKULTUR arbeitet lösungsfokussiert in der Personal– und in der Organisationsentwicklung. Die Wunderfrage nutzen wir häufig zum Beispiel bei der Konkretisierung von Aufträgen, in CoachingsTrainingssituationen und in Konfliktsituationen.

Literatur

Insoo Kim Berg, Peter de Jong (2014): Lösungen (er)finden. Werkstattbuch der leistungsorientierten Kurztherapie. Band 17: Systemische Studien, 7 Auflage. Dortmund.

Martina-Tanger & Thies Stahl (2007): Change Talk. Coachen lernen! Coaching-Können bis zur Meisterschaft. 2. Aufl. Paderborn.

Steve de Shazer (2009): Worte waren ursprünglich Zauber. Heidelberg.

Insa Sparrer (2007): Einführung in die Lösungsfokussierung und systemische Strukturaufstellung. Heidelberg.