„Wer fragt, der führt.“

Sprachphilosophisch handelt es sich bei einer Frage um einen Satz, „der eine unvollständige Erkenntnis (ontologisch) oder eine Annahme (logisch) zum Ausdruck bringt“ (HWbPh, Bd. 2, Sp 1059). Eine vollständige Frage erwartet stets eine Antwort – entweder von einem Befragten oder vom Fragenden selbst. Fragen sind somit ein fundamentales Instrument der Erkenntnisgewinnung. Gut gestellt, regen sie zum (Nach-)Denken an und führen beim Befragten zu Erkenntnissen. Daher setzte Sokrates die Kunst des Fragens in seiner Dialektik ein (vgl. Platon: Menon). Er führte seine Gesprächspartner auf diese Weise zu eigenen Erkenntnissen und Lösungen über die behandelten Probleme. Ursprung der Fragen ist die Aporie, deren Wurzel im Staunen liegt und die als Wahrheitssuche im Dialog ihre Fortsetzung findet.

Wer, wie wir bei SPRACHKULTUR, Menschen in rofessionellen Kontexten begleitet, tut gut daran, wie schon Sokrates, mehr Fragen zu stellen, als anzuordnen. Denn Fragen beziehen den Gesprächspartner unmittelbar mit ein, involvieren ihn und fordern ihn zur Stellungnahme und Anteilnahme auf. Sicher Geglaubtes kann bei Menschen auf diese Weise hinterfragt und eingeschliffene, wenig effektive Handlungsmuster sichtbar gemacht werden.

Entscheidend jedoch ist, dass die für einen Gesprächszusammenhang richtigen Fragen gestellt werden, damit sie auch die Wirklichkeit des Gesprächspartners treffen und erschließen können. Die lösungsfokussierte Beratung und das Coaching verfügen über eine ganze Reihe unterschiedlicher Fragetechniken: In professionellen Kontexten arbeiten sie mit Eingangs- und Ausgangsfragen, mit Klärungs- und Konkretisierungsfragen, mit zirkulären Fragen, Skalierungsfragen und sogenannten Wunder- oder Zauberfragen.

Das Führen mit Fragen ist immer dann sinnvoll, wenn

  • Missverständnisse und Dissonanzen in der Kommunikation abgebaut werden sollen
  • Positionen und Perspektiven auf wahrgenommene Probleme hin zu verändern sind
  • neue Kontexte geöffnet und neue Ressourcen erschlossen werden sollen
  • neue Deutungsmuster und Handlungsoptionen gefunden werden sollen

SPRACHKULTUR setzt Fragen in vielfältiger Weise methodisch ein:

  • Fragen im Verkauf – Bedarfserhebung von Kunden
  • Fragen zur Lösungsfindung und Erweiterung der Erkenntnis in OE-Projekten, im Coaching usw.
  • Fragen zum Selbstcoaching
  • Fragen, um zu verstehen

Literatur

Jessica Andermahr (2014): Fragen haben Wirkung. Köln.

Artikel: Frage. In: Deutsches Wörterbuch von Jacob zund Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961, hier Bd. 4, Sp. 44-49. (Abgerufen am 17.02.2016 von http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=frage)

Duden – Das Herkunftswörterbuch (2014).  Red. bearb. v. Jörg Riecke. 5., neu bearb. Aufl. Berlin.

Platon (2015): Menon. Griechisch/Deutsch. Übers. u. hg. v. Margarita Kranz. Stuttgart.

Joachim Ritter / Karlfried Gründer / Gottfried Gabriel (1972): Historisches Wörterbuch der Philosophie (=HWbPh) (1971-2007). Bd. 2 (D-F). Basel.